zurück zu Fastenwandern.biz


Zeitungsartikel Früchtefasten / Fastenwandern


Quellangabe: Dieser Zeitungsartikel erschien am 23.02.2008 in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) auf Seite 7 im Reisejournal.


 
Fastenwandern Artikel

Fotos: Amgela Allemann

Die lebenslustige Schwester

     Früchtefasten ist die sanfte Version des Fastens. Und ein Naturerlebnis obendrein
Hier und jetzt vom Fasten zu sprechen, wäre eine Sünde. Der Forggensee liegt spiegelglatt, am Horizont lassen sich im Nebel die Türme von Neuschwanstein erahnen. Doch der Blick wird von etwas anderem gefesselt - von einem üppig gedeckten Tisch, wie wir ihn so noch nie gesehen haben. Viviane Mößmer präsentiert und dekoriert Früchte und zwar nur Früchte, dafür aber in allen Farben und Formen - ein- heimische, fremde, exotische, pralle, prachtvolle, grüne, gelbe, braune, rote - und gibt einem das Gefühl, im Garten Eden zu sein. Fastenleiterin Vivi spielt die Eva, diesmal mit einer saftigen Ananas, und fordert uns auf, zuzulangen. Und zwar so lange, bis wir satt sind. Früchtefasten ist die sanfte, lebenslustige Schwester des echten Fastens, bei dem es nur Wasser, Tee und allenfalls Gemüsebrühe gibt. Es ist geeignet für denjenigen, der mit Askese und innerer Einkehr nicht so viel am Hut hat, dafür aber mal eine Woche in der Natur wandern und dabei seinen Körper rundum fit machen will. Viviane Mößmer (44), Vivi, ist die Fleisch gewordene Versuchung, wenn's ums Früchtefasten geht. Fit, vital, sportlich, voller Energie und mit der schönen Gesichtsfarbe von Menschen, die sich viel an der frischen Luft aufhalten und auch sonst ziemlich stressresistent sind. Dabei war das nicht immer so. Die Allgäuerin war mal eine Karrierefrau im Versicherungswesen, bis sie erkrankte und gezwungen wurde, über sich und ihr Leben nachzudenken. Die Mutter zweier erwachsener Kinder orientierte sich neu und wurde Trainerin. Für Aero- bic, Step, Krafttraining, Aquafitness, Rückenschule und Nordic Walking. Und sie beschäftigte sich fortan mit gesunder Ernährung, mit dem Segen von roher, unbehandelter, biölogisch hergestellter Kost. Ihre Kurse für Früchtefasten in Verbindung mit ausgedehnten Wanderungen in und um Füssen, aber auch in Südtirol oder in der Rhön, sind fast immer zügig ausgebucht. Nicht wenige Stammgäste nehmen sich eine Woche Auszeit, um bei Anstrengung und Entspannung, Wellness und Bewegung dem Alltagsstress mit seinen Verführungen in Form von zuviel Kaffee und Schokolade, schnellen Imbissen an Dönerbuden und fetten Geschäftsessen zu entfliehen. Vivi bezieht ihre Früchte ausschließlich aus kontrolliertem Bio-Anbau - auch die exotischen. Und die Fastenexpertin
 
ist ein wandelndes biologisch-medizinisches Lexikon, beschreibt Inhaltsstoffe, Funktion, Wirkung der Äpfel- und Birnen-Sorten, Trauben und Bananen, aber auch von Rambutan, Zapote, Cherimoyas. Wo Kalium drinsteckt, wo Magnesium, Eisen und Zink zu finden sind, wo Vitamine. Zur rohen Kost - morgens nur Früchte, mittags dazu ge-

    "Nehmt ein bisschen
    von dem Gefühl
    mit nach Hause."

trocknete Leckerchen, abends Früchte, Nüsse, Pilze, rohes Gemüse - gibt's wahlweise warmes und kaltes Wasser. "Überfressen" können wir uns nicht, erklärt Vivi, bei Rohkost teilt uns der Körper mit, wann er genug hat. Auch das Geschmacksempfinden verändere sich. Wem unwohl wird, wem's nicht mehr mundet, wer das Gefühl hat, jetzt reicht's, der sollte aufhören. Auch die beim Fasten notwendige Darmreinigung mit Glaubersalz fällt weg. Vivi predigt: Gesunde Ernährung und Bewegung gehören zusammen. Also geht's los, auch wenn's regnet und schneit, morgens früh am Ufer des Forggensees. Eine Stunde Nordic Walking und Gymnastik. Dann zu Fuß durch die Pöllatschlucht an steilen Felswänden vorbei zum Schloss Neuschwanstein. Wunderschön und ebenerdig ist der Weg um den Hopfensee, interessant der Marsch an der Lech, auf dem
einst Flößer ihre lebensgefährliche Arbeit verrichteten, nach Bad Faulenbach. Anstrengende 22 Kilometer lang ist die Route zum geheimnisvollen Alatsee, von dem man munkelt, er berge einen Schatz der Nazis, aber alte Schmuggelrouten bis nach Österreich und aber die Lände wieder zurück nach Füssen. Zu
jedem Ort hat Vivi etwas zu erzählen, sie ist hier groß geworden, hat im Sommer in den Seen gebadet, kennt Hinz und Kunz und jeden Stein persönlich. Mittags kredenzt sie getrocknete, mit Fruchtzucker überkrustete Datteln oder Feigen, für die man schon bald jede Sahnetorte liegen lassen wurde. Und abends gibt's jeweils ein "Schmankerl", die köstlichsten Mangos der Welt, rosa Süßkartoffeln, ungeröstete Erdnüsse, Avocados pur oder fette Macadamia-Nüsse. Der Erfolg: Drei Kilo weniger nach fünf Tagen. Eine Haut wie Seide. Ein Gefühl, als könnte man Bäume schultern. Nehmt ein bisschen von dem Gefühl mit nach Hause", sagt Vivi. "Und legt ab und zu mal einen Obsttag ein!" Wenn's nur zu Hause auch so gut schmecken würde.

Cornelia Färber


Quellangabe: Dieser Zeitungsartikel erschien am 23.02.2008 in der Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ) auf Seite 7 im Reisejournal.


zurück zu Fastenwandern.biz